Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Schmerzzuständen, die durch eine Gewebeschädigung entstehen und Schmerzzuständen ohne fassbare organische Störung. Besonders letztere sind Indikationen für die psychosomatische Behandlung mit Hypnose.
Dem akuten Schmerz kommt eine Warnfunktion zu, er ist deswegen biologisch sinnvoll. Unter bestimmten inneren und äußeren Bedingungen können Schmerzen über diesen Anlass bestehen bleiben, sie „verselbständigen sich“. Der ursprünglich sinnvolle Schmerz wird von seiner Ursache abgekoppelt, d.h. über die Ausbildung eines „Schmerzgedächtnisses“ besteht der Schmerz über die Ursache hinaus ohne sinnvolle biologische Funktion weiter. Es bildet sich eine eigenständige „Schmerzerkrankung“ aus. Häufig treten als Reaktion auf die Schmerzen Ängste und depressive Zustände auf, die im Sinne eines „Teufelskreises“ das Schmerzempfinden verstärken. Durch bereits bestehende psychische Beschwerden wie Depressionen oder Angststörungen wird das Schmerzempfinden zusätzlich verstärkt.
Häufige Beispiele sind verschiedene Formen von Kopfschmerzen oder Beschwerden wie Rückenschmerzen. Schmerzen können isoliert in anderen Bereichen des Körpers vorkommen, aber auch eher generalisiert, wie z.B. bei Fibromyalgie. Es gibt verschiedene psychologische Erklärungen, nach denen es zu einer solchen Entwicklung kommen kann. Viele Menschen „drücken“ psychische Spannungszustände und Probleme, die sie sprachlich nicht ausdrücken können, unbewusst über Schmerzen „aus“. Es findet sozusagen eine Verschiebung psychischer Probleme in den Körper statt, mit der Folge der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzzuständen. Kultureller Wandel und der Wandel von Rollenerwartungen haben einen zusätzlichen maßgeblichen Einfluss auf die Ausprägung von Schmerzerkrankungen.
Neben Schmerzzuständen als Leitsymptom psychischer Störungen gibt es auch Schmerzen mit primär organischer Ursache wie z. B. Nervenkompressionssyndrome (u.a. Bandscheibenvorfälle). Diese können durch gleichzeitig bestehende psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen erheblich verstärkt werden und chronifizieren. Hier geht es also besonders um Fragen der Krankheitsbewältigung.
Die moderne Hypnosetherapie kann Schmerzpatienten häufig einen überaus effektiven Zugang sowohl zur Aufdeckung der emotionalen Ursachen des Schmerzes als auch zur Kontrolle des Schmerzes bieten.
Die Schmerzkontrolle gehört sogar zu den ältesten Einsatzgebieten der Hypnose. Im Zustand der hypnotischen Trance ist es möglich, die Schmerzempfindlichkeit stark herabzusetzen oder den Schmerz gar gänzlich auszuschalten. Lange vor Einführung von Chloroform und Äther (Mitte des 19. Jhs.) wurde die Hypnose zur Einleitung einer Analgesie angewandt. Schmerz ist durch psychologische Interventionen deutlich beeinflussbar – so kann Hypnose die Art, wie ein Mensch Schmerzen wahrnimmt, dramatisch verändern. Der hohe Stellenwert der Hypnose, respektive der Hypnosetherapie als klinische Technik zur Schmerzbehandlung ist gut dokumentiert.
In zahlreichen Gebieten kann die Hypnose unter Umständen effektiver sein als stärkste Medikamente. Erfahrungsgemäß können beispielsweise selbst schwere Schmerzzustände, die selbst auf massive Betäubungsmittel nicht mehr ansprechen, in der Hypnose erfolgreich behandelt werden. Im Gegensatz zu chemischen Analgetika ist der Einsatz von Hypnose vollständig frei von Nebenwirkungen, was die Genesung zusätzlich in beträchtlichem Maße befördern kann.
Wie sicher ist ein Therapieerfolg?
Wie jede andere Methode, so ist auch die Hypnosetherapie kein Wundermittel. Eine Problemlösung oder Heilung kann und darf von keinem Therapeuten und für keine Problemstellung zugesichert werden, da der Behandlungserfolg maßgeblich von verschiedenen Faktoren abhängt: Komplexität und Dauer des Bestehens der Problematik, Bereitschaft des Klienten zum Loslassen des Problems (s. o. zum Thema „Sekundärgewinn“) sowie zur aktiven Mitarbeit.
Sie können sich die Zusammenarbeit so vorstellen, als stünden Sie vor einer bislang verschlossenen Tür. Diese öffnet sich unter der Therapie. Dennoch ist es an Ihnen, über die Schwelle zu gehen – die Veränderung muss und kann nur seitens des Klienten erfolgen.
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